Rezension über:

Andrzej Krzysztof Kunert: Polacy - Zydzi. Polen - Juden. Poles - Jews. 1939-1945. Wybór źródeł. Quellenauswahl. Selection of documents, Warszawa: Oficyna Wydawnicza Rytm 2001, 528 S., ISBN 978-83-88794-23-0
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Rezension von:
Klaus-Peter Friedrich
Herder-Institut, Marburg
Redaktionelle Betreuung:
Winfried Irgang
Empfohlene Zitierweise:
Klaus-Peter Friedrich: Rezension von: Andrzej Krzysztof Kunert: Polacy - Zydzi. Polen - Juden. Poles - Jews. 1939-1945. Wybór źródeł. Quellenauswahl. Selection of documents, Warszawa: Oficyna Wydawnicza Rytm 2001, in: sehepunkte 2 (2002), Nr. 12 [15.12.2002], URL: https://www.sehepunkte.de
/2002/12/3274.html


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Andere Journale:

Diese Rezension erscheint auch in der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung.

Andrzej Krzysztof Kunert: Polacy - Zydzi. Polen - Juden. Poles - Jews. 1939-1945

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Die von Andrzej Krzysztof Kunert, der mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Lage Polens zwischen zwei Besatzungsregimen (1939-1945) hervorgetreten ist, sorgfältig zusammengestellte Quellensammlung zu den polnisch-jüdischen Beziehungen unter der NS-Okkupation enthält - nach einer Einführung von Władysław Bartoszewski - 143 in drei Sprachen wiedergegebene Dokumente. Sie sind thematisch beziehungsweise nach Provenienz in fünf Abschnitte unterteilt.

Der erste enthält 42 zwischen März 1940 und Mai 1944 getroffene Aussagen seitens exilpolnischer Kreise, wobei der Schwerpunkt auf Stellungnahmen der Organe der Exilregierung in London ruht (zum großen Teil handelt es sich um Auszüge aus deren Zentralorgan Dziennik Polski beziehungsweise Dziennik Polski i Dziennik Żołnierza).

Im zweiten Abschnitt finden sich 51 Stellungnahmen von Widerstandsorganen und -gruppen im besetzten Polen zwischen November 1939 und August 1944, darunter Verlautbarungen der Führung des sogenannten polnischen Untergrundstaates, zum überwiegenden Teil jedoch Auszüge aus der konspirativen polnischen Presse. Diese bilden nur partiell einen Querschnitt durch den Gesamtbestand der Untergrundpresse, da sich die Besessenheit, mit der die politische Rechte und manche nationalkatholische Gruppen sich der "Judenfrage" annahmen, hier nicht deutlich genug niederschlägt und Organe der einflussreichen Bauernpartei völlig unberücksichtigt bleiben. Die Zitate aus dem besetzten Land werden ergänzt durch einen Auszug aus einem Interview mit dem führenden PPS-Politiker Tomasz Arciszewski und eine Erklärung des letzten Oberbefehlshabers der Heimatarmee zu deren Haltung gegenüber Juden.

Teil 3 enthält zwei Dokumente zur Tätigkeit des Rates für Judenhilfe, während der vierte Abschnitt 33 "jüdische Stimmen" wiedergibt. Diese wurden zum Großteil in London geäußert (von jüdischen exilpolnischen Vertretern beziehungsweise dem Rat der Polnischen Juden in Großbritannien), zum kleineren Teil in Palästina sowie andernorts. Ein Anhang enthält schließlich 13 Auszüge aus - bereits an anderer Stelle veröffentlichten - Schriftstücken der NS-Behörden über die Judenvernichtung in Polen (zwischen September 1939 und August 1943).

Nicht nur durch ihre Mehrsprachigkeit, sondern auch durch zahlreiche im Faksimile abgebildete Dokumente stellt die Sammlung einen nützlichen Ausgangspunkt für die weitere historische Aufarbeitung des polnisch-jüdischen Verhältnisses dar. Dabei ist der Band für den deutschen Leser von besonderem Interesse, umfasst er doch zahlreiche Dokumente, die hier zum ersten Mal in Übersetzung (von Siegfried Schmidt) vermittelt werden.


Klaus-Peter Friedrich