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Kommentar von Joachim Radkau mit einer Replik von Uta Gerhardt

Empfohlene Zitierweise:

Nils Freytag: Joachim Radkau: Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005. Einführung, in: sehepunkte 6 (2006), Nr. 2 [15.02.2006], URL: https://www.sehepunkte.de
/2006/02/forum/joachim-radkau-max-weber-die-leidenschaft-des-denkens-muenchen-2005-104/

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Joachim Radkau: Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens, München 2005

Einführung

Von Nils Freytag

Joachim Radkaus dickleibige Weberbiografie gehört zu den meist besprochenen Neuerscheinungen des vergangenen Herbstes. Das Presseecho war nahezu einhellig positiv, in den meisten Fällen geradezu enthusiastisch: "eine ausgezeichnete, methodisch faszinierende Biographie" (DIE WELT, 7.1.2006), eine "fesselnde Lebensgeschichte" (Frankfurter Rundschau, 7.12.2005), "die erste Weber-Biografie, die diesen Namen verdient" (Neue Züricher Zeitung, 18.10.2005), "ein hochspannendes Buch" und gar - was auch immer das heißen mag - ein "Grund zur Hoffnung für die deutsche Geisteswissenschaft" (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2005). Nur selten werden verhalten-kritische Töne beigemischt: eine "Glanzleistung mit Grenzen" (Süddeutsche Zeitung, 10.12.2005) sowie eine "auch ermüdende Monumentalstudie" (DIE ZEIT, 13.10.2005). Jüngst freilich zeigte sich der Soziologe Dirk Kaesler (DER SPIEGEL, 23.01.2006) äußerst enttäuscht und beanstandete unter anderem die "Verdunkelung des Werks durch die indiskrete Helligkeit der Bloßstellungen".

Diesen Reaktionen werden hier die wohl abgewogenen Sehepunkte ausgewiesener Experten von Epoche, Werk und Biografie Max Webers zur Seite gestellt. Gewonnen werden konnten dafür:

Uta Gerhardt. Die Soziologin war bis zu ihrer Emeritierung Professorin für Allgemeine Soziologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, nachdem sie zwischen 1980 und 1993 zunächst einen Lehrstuhl für Medizinische Soziologie in Gießen inne hatte. Den Gründungsvater der modernen wissenschaftlichen Soziologie behandelte sie intensiv in Forschung und Lehre, so auch bei ihren wiederholten Aufenthalten an amerikanischen und englischen Universitäten. Jüngere Früchte dieser jahrzehntelangen Beschäftigung sind neben zahlreichen Aufsätzen unter anderem die 2001 bei Suhrkamp erschienene wissenschaftsgeschichtliche Studie "Idealtypus. Zur methodologischen Begründung der modernen Soziologie" sowie der 2003 herausgegebene Band "Zeitperspektiven. Studien zu Kultur und Gesellschaft. Beiträge aus Geschichte, Soziologie, Philosophie und Literaturwissenschaft".

Barbara Hahn. Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin ist seit 2004 Distinguished Professor of German an der Vanderbilt University in Nashville / Tennessee (USA). Zuvor war sie in Princeton und Hamburg tätig. Sie befasst sich seit rund 20 Jahren mit Max und Marianne Weber. Ihre Weberlektüren und -publikationen kreisen vorrangig um Fragen des intellektuellen Verhältnisses von Frau und Mann, um die Bedeutung von Irrtümern für produktives Denken sowie um Orte des Wissens. Diese Problemzusammenhänge interessieren Hahn auch in ihren jüngsten, mit Recht viel beachteten Publikationen: "Die Jüdin Pallas Athene. Auch eine Theorie der Moderne" (2002, als Taschenbuch 2005) sowie in der im Herbst 2005 erschienenen Studie "Hannah Arendt. Leidenschaften, Menschen und Bücher".

Gangolf Hübinger. Der Historiker ist seit 1994 Professor für vergleichende Kulturgeschichte der Neuzeit an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Er ist gewiss einer der besten Kenner der Geschichte des Deutschen Kaiserreichs, was nicht zuletzt seine 1994 erschienene Habilitationsschrift "Kulturprotestantismus und Politik. Zum Verhältnis von Liberalismus und Protestantismus im wilhelminischen Deutschland" vorzüglich dokumentiert. Hübinger forscht und lehrt seit über 25 Jahren kontinuierlich zu Max Weber und er ist seit vergangenem Jahr Mitherausgeber der Max-Weber-Gesamtausgabe. Im März erscheint bei Vandenhoeck & Ruprecht sein neuestes Buch: "Gelehrte, Politik und Öffentlichkeit. Eine Intellektuellengeschichte."

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