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Matthias Schnettger: Zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren. Einführung, in: sehepunkte 18 (2018), Nr. 9 [15.09.2018], URL: https://www.sehepunkte.de
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Zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren

Einführung

Von Matthias Schnettger

Kaum ist die Lutherdekade vorbei, schlägt sich im laufenden Jahr erneut in öffentlichen Vorträgen, Ausstellungen, Tagungen und Publikationen das Gedenken an ein frühneuzeitliches Großereignis nieder, nämlich an den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren. Zwar ist die Öffentlichkeitswirkung nicht so groß wie 1998, als das 350jährige Jubiläum des Westfälischen Friedens unter anderem mit einer Europarats-Ausstellung in den beiden Friedensstädten Münster und Osnabrück gefeiert wurde, doch auch gegenwärtig, da nicht der Friedensschluss im Fokus steht, sondern der Kriegsausbruch, ist das Interesse beachtlich. Ende Mai wurde flächendeckend in den Feuilletons der großen Tageszeitungen an den Prager Fenstersturz erinnert, und aktuell gibt es eine Reihe von Ausstellungen, die sich dem Thema widmen: In Münster steht erneut der Frieden - diesmal sogar "Von der Antike bis heute" im Mittelpunkt. In Berlin werden "Bilder aus dem Dreißigjährigen Krieg" gezeigt, und auch in einigen sächsischen und fränkischen Museen finden Sonderausstellungen statt - um nur einige Beispiele zu nennen.

Doch auch auf dem wissenschaftlichen Büchermarkt findet das "Jubiläum" des Kriegsausbruchs vor 400 Jahren einen beachtlichen Widerhall. Schon in den vergangenen Jahren sind einige Gesamtdarstellungen erschienen wie die an ein studentisches Lesepublikum gerichtete Einführung Axel Gotthards [1] oder das in der Öffentlichkeit vielbeachtete Werk des Politikwissenschaftlers Herfried Münkler. [2] Auch in diesem FORUM sind zwei Gesamtdarstellungen vertreten, die die Bandbreite des Krieges und seiner Deutungen verdeutlichen. Der Band Peter H. Wilsons - eine Übersetzung aus dem Englischen - schildert ihn als "europäische Tragödie" und legt einen Akzent auf die Militärgeschichte im engeren Sinne, während Georg Schmidt in erster Linie den "deutschen Krieg" behandelt und den zeitgenössischen Deutungen besondere Aufmerksamkeit widmet. Einen breiten Ansatz, mit einem Akzent auf den Auswirkungen des Krieges, verfolgt auch der Sammelband von Michael Rohrschneider und Anuschka Tischer.

Neben den Gesamtdarstellungen wurden zahlreiche Publikationen vorgelegt, die sich mit Einzelaspekten des Dreißigjährigen Krieges beschäftigen. Eine Gruppe aktueller Neuerscheinungen ist naheliegenderweise der Vorgeschichte und den Anfängen des Krieges gewidmet. Hierfür steht in diesem FORUM der von Robert Rebitsch herausgegebene Sammelband. Selbstverständlich spielt im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg stets die Militärgeschichte eine Rolle, wobei die Monographie von Peter H. Wilson zur Schlacht von Lützen "konventionelle" Militärgeschichte mit einem erinnerungsgeschichtlichen Ansatz verknüpft. Kulturwissenschaftlich orientierte Forschungen widmen Repräsentationen und Deutungen erhebliche Beachtung, wie beispielhaft der Band des Literaturwissenschaftlers Volker Meid zeigt. Schließlich ist nicht erst anlässlich des aktuellen Jubiläums der Krieg in der Region bzw. in den einzelnen Regionen ein vielbeachtetes Thema und werden einzelne Akteure bzw. Akteursgruppen auf ihrem Weg durch die dreißig Kriegsjahre verfolgt. Fabian Schulze tut dies für die deutschen Reichskreise.

Selbstverständlich kann dieses FORUM nicht beanspruchen, die Neuerscheinungen zum Dreißigjährigen Krieg auch nur annähernd vollständig zu berücksichtigen. Es kann aber gewissermaßen als ein Musterkatalog für einige Themenfelder, Forschungsansätze und Deutungen dienen, die in den einschlägigen Publikationen der kommenden Jahr(zehnt)e weiterhin eine wichtige Rolle spielen dürften. Dabei dürften sich die Akzente entsprechend den Kriegsereignissen, die den konkreten Anlass für Tagungen, Ausstellungen und Veröffentlichungen bieten, verschieben - so muss man kein Prophet sein, um für die Jahre 2030 bis 2032 ein Gustav Adolph-Triennium vorherzusagen. Jedenfalls werden Publikationen zum Dreißigjährigen Krieg die sehepunkte in den kommenden Jahrzehnten intensiv beschäftigen, sei es in Einzelbesprechungen oder in weiteren FOREN.


Anmerkungen:

[1] Axel Gotthard: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Einführung, Wien / Köln / Weimar 2016 (UTB 4555), bitte verlinken: http://www.sehepunkte.de/2017/04/29396.html.

[2] Herfried Münkler: Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618-1648, Berlin 2017.

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